Montag, 27.6.2015 klingelt das Telefon. Der Hessiche Rundfunk hat angerufen und gefragt, ob er am Mittwoch einen Bericht für den Freitag, 1.7.2016 über das EFB machen kann. Das ist kurzfristig, knapp und ich weiß, dass Claudia alle Hände voll zu tun hat. Dennoch rufe ich sie an. Ich habe mir überlegt: Ich kann hochfahren aus München und bei Holger Fürnstall, auf dem Elkenhof oder auch auf dem Bornhof für ein Interview zur Verfügung stehen. Claudia weiß noch nicht, ob sie kann. Der Tierarzt hat sich angemeldet und die Chance scheint uns aber gut zu sein. Also schauen, welcher Hof sich meldet. Nachricht hinterlassen bei Holger, angerufen bei Daniela, die aber erst abends um 21:00 Uhr zurück sein wird.

Im Veranstaltungskalender sehe ich den Führungstermin bei Renate auf dem Bornhof. Ich erreiche Sie und sage, was wir vorhaben – vielleicht hat Sie auch Lust, mitzumachen. Und sie meldet mir zurück, dass Sabine morgens eine Führung bei ihr gemacht hat – vielleicht ist sie auch noch am Nachmittag da.

Also Mail an Sabine und am Abend die Antwort, dass sie auch kommt. Am Dienstag dann die Mail von ihr, sie könne auch eine Familie mitbringen mit drei Kindern.

Ich kaufe mein Bahnticket für Mittwoch früh und verabrede mich mit Mareike, der Redakteurin, vor dem hr in Frankfurt. Gemeinsam mit Jonas dem Kameramann fahren wir zum Bornhof und treffen dort neben Renate eine weitere Gastfamilie an, die Urlaub auf dem Bauernhof macht. Auch ihre Kinder wollen gerne mit vor die Kamera. Und nach Zustimmung der Eltern kann es losgehen.

Hans im Gras und Fredy an der Kamera
Hans im Gras und Fredy an der Kamera

Auf der Fahrt zum Hof haben wir bereits einiges ausgetauscht an Informationen, was das EFB macht und will, was die Besonderheiten sind, auf die man achten kann während einer Führung, wie schwer es für den Verbraucher ist, sich für oder gegen etwas zu entscheiden, wenn man doch keinen Einblick mehr hat und die Lage äußerst kompliziert ist. Ich bin überzeugt, dieses Briefing hilft uns gemeinsam die Kamera auch auf das zu Richten, was den Unterschied ausmacht.

Als auch noch Claudia rechtzeitig auf den Hof kommt steht so langsam die Idee, wie der Beitrag aussehen könnte. Nach etwa zwei Stunden sind die wesentlichen Bilder im Kasten und alle brechen wieder auf.

Ich steige am Flughafen wieder in den Zug nach München und bin um 21:00 Uhr zurück. Inzwischen wird Maren den Bericht geschnitten haben und bereits mit anderen Themen beschäftigt sein. Alles hat prima geklappt. So geht Netzwerken! Danke an alle Beteiligten.

Hinter den Kulissen

Während Claudia die Kinder über den Hof begleitete und in bewährter Art aus ihnen ihre Fähigkeiten hervorlockte, zeigte sich manches Detail der besonderen Methodik. So tauchen immer wieder Fachbegriffe auf, die die Kinder zwar wissen, aber die sie noch nicht mit einer Realität verbunden haben. Außerdem wird für uns als Beobachter der Szene deutlich, wie intensiv die Konzentration ist und wie selbst bei verschiedenstem Alter (3-12 Jahren) dennoch alle auf ihre eigenen Erfahrungen kommen. Wie sich die Gruppe gegenseitig stärkt und stützt, hilft zu entdecken, die Zusammenhänge zu finden.

Kann man eigentlich hören, ob in dem Ei ein Küken ist? Wie schmeckt das Futter? Und wie lässt sich der Stalldurft beschreiben? Die Besonderheit der Sinneswahrnehmungen wird deutlich auch als Hans vom Salzleckstein eine Ecke abbricht und probiert. Die Kinder überwinden immer wieder Vorstellungsängste und erfahren sich als mutig und fähig. Sie machen ihre Erfahrungen in ihrem eigenen Tempo und bekommen dafür solane Zeit, wie die Aufmerksamkeit reicht. Das ist lange – und manch einen Lehrer höre ich in den Führungen sagen: Aber wir haben ja noch nicht alles gesehen! Doch genau darauf kommt es an: Die Zeit zu geben, die Erfahrung zu machen. Nicht einfach nur abzurufen, wie etwas riecht oder schmeckt, um zu prüfen, ob die verschiedenen Geschmacksrichtungen oder Geruchsnoten den Kindern bekannt sind. Nein, es geht um das Riechen an sich und das Helfen, zu artikulieren, was so besonders an diesem Geruch ist.

Als Mareike am Ende die Kinder fragen will, was sie besonderes mitnehmen aus der Führung, erlebt sie, dass die Kinder in dem Glauben sind, sie müssten jetzt etwas gelernt haben und richtig wiedergeben. Das hat sie auch nachdenklich gemacht: Wie kommt es, dass unsere Kinder das Gefühl haben, sie müssen bestehen vor den Augen der Erwachsenen?

Ich erzähle ihr von einer Führung, die Kinder auf dem Gut Hohenberg gemacht haben, nachdem sie drei Tage dort im Schulpraktikum waren. Die erwachsenen Teilnehmer waren überrascht, wie professionell erwachsen die Führung war. Sie waren auch erschrokken über so viel Faktenwissen, ohne eigene Erfahrung und Begeisterung. Und sie waren überfordert, all das Wissen zu behalten, was die Kinder ihnen präsentiert haben. Gerne könnt ihr Ulli nach dieser Führung fragen.

Wir sind es gewohnt, dass wir von älteren vor Prüfungsfragen gestellt werden. Prüfungsfragen haben jedoch eine Besonderheit: Sie haben eine richtige Antwort. Jede Antwort, die nicht richtig ist, macht den Befragten zum Verlierer. Der Prüfer selbst jedoch bleibt immer der Gewinner.

Was ist anders im Erfahrungsfeld-Bauernhof?

Diese Frage taucht immer wieder auf und verfeinert sich unter den verschiedenen Aspekten. Einige will ich hier aufzählen:

Der Filmbeitrag wird am Freitag, 1.7.2016 um 19:15 im Hessenfernsehen ausgestrahlt während der Sendung ALLE WETTER. Wer die Sendung verpasst, kann in der hr-Mediathek nachschauen: MEDIATHEK