Wenn der Acker sich vom Acker macht
… so titelte das Handelsblatt in seinem heutigen Artikel im Zusammenhang mit der Grünen Woche in Berlin.
Herauszulesen aus allen Fakten über die Degradierung des Bodens ist zweifelsohne der Wunsch nach schnellem Handeln und Veränderungen der Ernährungs- und Mobilitätsgewohnheiten. Wenn wir Ackerland opfern zum Bau von Straßen oder Ackerfläche für menschliche Ernährung dem Anbau von Tierfutter widmen, dann werden viele Fragen laut. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir nicht erst seit heute wissen, was mit unseren Böden passiert. Doch was ist zu tun?
Als ersten Schritt müssten Politik und Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie riskant es ist, Böden nicht zu schützen …. „Die ökonomischen Kosten der Landdegradierung müssen ein integraler Bestandteil politischer Entscheidungen werden. Strategien auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene müssen den ökonomischen Nutzen nachhaltigen Umgangs mit den Böden berücksichtigen“, erklärt Walter Engelberg. …
Er ist überzeugt davon, dass ein globaler Aktionsplan unter Beteiligung von Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik ein wichtiger Schritt zur Lösung der Probleme sein muss. Denn: „Ohne fruchtbaren Boden sind weder Ernährungssicherheit, noch Armutslinderung, weder Minderung noch Anpassung an den Klimawandel möglich.“
Wie sollen den Politik und Öffentlichkeit Bewusstsein schaffen?
Die Wirtschaftszeitschrift brandeins aus Hamburg hat eine Rubrik mit dem Titel: Die kleinste wirtschaftliche Einheit – Der Mensch.
Auch hier müsste es heißen: Bewusstsein schaffen muss der Mensch. Bewusstsein für solch derartig globale Probleme entsteht im Dialog mit Menschen, in der eigenen, persönlichen Erfahrung mit Boden und Landwirtschaft. Diese Erfahrung und diese Dialoge sind geprägt durch unsere Sinnesfähigkeit. Nutzen wir unsere Sinne nicht, so wird es zu keiner Begegnung kommen und auch nicht zu einer Erfahrung. Es können noch so viele Menschen den Artikel über den Boden lesen, wer sich aus seiner Erfahrung keinen Begriff gebildet hat, wir nicht Bewusstsein entwickeln, um die Problematik zu verstehen.
Wer einmal Boden geschmeckt, geformt, gerochen, getastet, gehört oder gesehen hat, wer dazu noch Wärme und Kälte, Lebendigkeit und Tod hinterhergespürt hat, der wird ein anderes Bewusstsein von Boden aufbauen.
Während einer Führung von Schülern einer zweiten Klasse kam dieses Bild zustande. Die Kinder hatten im Winter einen Maulwurfshügel entdeckt. Bei der Frage, ob es ein Misthaufen oder ein Maulwurfshügel sei, verweilten wir. Dann formten wir diesen Würfel, der mit Andacht ins Klassenzimmer gebracht wurde und beobachtet wurde.
Freilich ist dies nur ein erster Schritt hin zur eigenen Fähigkeit, sich den Phänomenen der Welt zu stellen. Die begleitenden Lehrer und Eltern sind sich jedoch einig: Wenn wir uns die Zeit nicht nehmen, diese grundlegenden Erfahrungen zu machen – wie sollen wir dann ein Verständnis von Weltzusammenhängen bekommen?
Politik und Öffentlichkeit sollten dafür sorgen, dass solche Begegnungen mit dem Boden möglich werden. Alles Weitere wird sich dann Schritt für Schritt ergeben können.