Dieser Bericht erreichte uns nach dem Workshop in Wulksfelde. Dr. Ulrich Hampl hat ihn uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Auszug aus einem persönlichen Bericht über einen Workshop mit Olaf Keser-Wagner auf Gut Wulksfelde am 6. Juni 2013
Veranstalter: Ökomarkt Hamburg, Stiftung Ökologie & Landbau
Olaf stellte als erstes drei Fragen, die die Teilnehmenden (TN) zu zweit besprechen und anschließend die Antworten des Partners vorstellen sollten (er hatte in der Begrüßung von mir das Wort „Vermittlung“ aufgeschnappt):
• Wer bin ich?
• Bei welchem konkreten Ereignis habe ich selbst „Vermittlung“ schon erlebt?
• Welche konkrete Frage habe ich an den heutigen Tag?
Durch diese Methode kamen die TN sofort ins Gespräch miteinander und es wurde unmittelbar das genaue Hinhören und Wiedergeben geübt.
…
Eine TN fragte: „Was wird hier angebaut?“
Olaf: „Was versprichst Du Dir von der Antwort?“
TN: „Ich könnte dann wissen, ob ich hier gesundes Öko-Weizenbrot kaufen kann, oder aber ich würde rausfinden, wie ich Kindern vermitteln kann, dass nicht alles, was es im Hofladen gibt, hier angebaut wird!“
Aha!!! Durch Olafs Nachfrage kam heraus, dass da gleich zwei „Fragen dahinter“ sind, hinter dem Wunsch nach der Klärung, was hier angebaut wird!
Eine direkte Antwort auf die Frage hätte das nicht zum Vorschein gebracht.
…
TN: „Dort hinten bei dem Lager mit den vielen Kisten war so ein Geruch!“
Die TN führt uns dorthin, um zu erkunden, woher der Geruch kommt. Wir landen zwischen großen Kisten bei einem großen Sack, aus dem der Geruch kommt. Wir sehen nach und entdecken gepresste kleine graue Pellets darin, befühlen sie und riechen und fragen uns, was das ist. Es kommen Vermutungen wie Mineralfutter, Kaninchendung u.a.., wir wissen es aber nicht genau.
Nun läßt Olaf die Beantwortung durch Tina zu, die sich hier auskennt. „Tierhaarpellets, zur Düngung im Gemüsebau, da seit BSE Hornspäne nicht mehr eingesetzt werden können….“
Sofort ergeben sich viele neue Fragen, z.B.:
• was sind Tierhaarpellets, wie entstehen sie?
• Von toten Tieren oder werden lebende Tiere rasiert??
• Was hat die Düngung dieser Pellets mit BSE zu tun???
• Warum Tierhaare und Hornmehl nicht??
• Sind damit gedüngte Gurken noch vegetarisch??
Es entsteht großes Interesse aller TN, fast jede/r hat eine andere Frage – wir versuchen, die Kompetenz der Gruppe für die Beantwortung zu nutzen, aber wir entdecken – es gibt nur „Halbwissen“! Olaf frägt einige TN, ob sie es übernehmen wollen, Einzelfragen zuhause nachzugehen und die TN später über Email zu informieren – das wird von einzelnen TN zugesagt.
…
Das Wichtigste ist: Durch Ernstnehmen der Frage des Gastes und durch Ermuntern zum genauen Beobachten, Anschauen, Hingehen, Lesen wird aus dem Interesse ein aktives Erkunden, Entdecken, Nachdenken – über eine aus dem Gast kommende Frage! Und wenn es den Gast wirklich interessiert, wird er dranbleiben und weiterforschen und sich so Erkenntnisse selbst aneignen, die viel tiefer sitzen als wenn schnell eine Antwort gegeben worden wäre.
Wie ist es aber bei einer größeren Gruppe, wenn sich nicht alle für die momentane Frage interessieren, wenn z.B. abschweifen, sich absondern, nichts fragen?
Olaf: Genau auf diese Kinder zugehen, fragen, was sie interessiert und daran weitermachen – aber Zustimmung der Gruppe einholen. Falls kommen sollte „ich will nichts machen/erkunden, mir ist langweilig“ o.ä. – genau das tun! „Nichts….. alle anderen ermuntern, auch einfach nichts zu tun! Das auch wirklich durchziehen, aushalten – und es wird sich etwas bewegen, es werden Äußerungen kommen.
Olaf: „Erst wenn man durch die Langeweile durch ist, weiß man, was man will!“
Uli Hampl