Pädagogen und Hofbetreiber haben es längst begriffen. Bauernhöfe bieten für Kinder und Jugendliche ein spannendes und lehrreiches Lernfeld. Die Bauernhofpädagogik boomt und die Initiativen von beiden Seiten, Bildungsangebote zu nutzen und neue zu generieren, sprießen wie Pilze aus dem humusreichen Boden.

Doch die Covid-19 Pandemie bedroht nun viele dieser Initiativen. Schulausflüge sind abgesagt bis zu den Sommerferien. Jahreswerkstätten, Kräuterwanderungen und Kindergeburtstage können nicht veranstaltet werden, weil sich so schwer zuordnen lässt, wie sich diese Angebote einreihen in das, was Politik zu entscheiden hat. Handelt es sich um eine Bildungsarbeit, die einem schulischen Angebot entspricht? Dann müssten die gleichen Bedingungen der Schulen gelten. Handelt es sich um einen Abenteuerspielplatz oder einen Zoo, wenn Kinder auf Bauernhöfen lernen?

Was ist zu tun?

Viele Anbieter stellen sich gerade diese Frage. Während Trainer und Coaches in der Wirtschaft massiv auf Online-Angebote umstellen, scheint dies auf den Betrieben nicht zu funktionieren. Und wenn man es doch versuchen würde?

Es gibt so viel zu entdecken. Ob es das filigrane Gras, oder die große Kuh ist, der Duft oder die Wärme der Situation.

Klar ist, die echte Begegnung mit dem Tier ist nicht möglich. Aktivitäten wie Füttern, Melken, Striegeln und Misten fallen daher weg. Tierbeobachtung oder allgemeine Prozesswahrnehmung jedoch wären durch Webcam oder WhatsApp-Videoaufzeichnung aktuell und schnell realisierbar. Aber will man wirklich die Webcam im Stall? Und ist der Installationsaufwand nicht doch übertrieben?

Mit rein digitalen Angeboten geht eine wesentliche Qualität der Bauernhofpädagogik verloren: die sinnesübergreifende Erfahrung von Begegnungen zwischen Tier, Pflanze, Boden und Mensch. Kann es nicht möglich sein, Bauernhofbegegnungen durch Online-Angebote zu einer individuellen Selbsterfahrung zu machen? Stellen wir uns vor, wir wollen einer Familie die Möglichkeit bieten, unseren Hof zu erkunden. Die Eltern hätten die Aufsichtspflicht, die Gruppengröße ist klein genug.

Suchen wir nach einfachen Lösungsansätzen: Welche Kriterien sollten sie erfüllen?

Rein digitale Angebote sollten

Beispiele dafür sind der Zoo Augsburg, der Tickets verkauft und wenn eine bestimmte Anzahl verkauft sind, wird ein Video zum Besuch eines Geheges erstellt und den Käufern übermittelt. Hier muss nur beachtet werden, dass die Rechnungstellung erst erfolgt, wenn genügend Tickets gekauft sind. Eine derartige Methodik gibt es bei klassischen Crowdfunding-Plattformen wie Startnext. Die Einrichtung und Bezahlfunktion ist zwar verhältnismässig leicht, aber benötigt Zeit. Die Familie könnte gemeinsam das Endergebnis sehen. Konkurrenzprodukte sind jedoch netflix, AmazonPrime, Youtube. Dort gibt es bereits zahlreiche qualitativ hochwertige Reportagen. Jedoch Familien, die den Hof bereits kennen und eine Beziehung aufgebaut haben, sind Kunden solcher Angebote. Dazu gehören auch die Schulklassen, die bereits auf dem Hof zu Gast waren, die Familien der Jahreszeitenwerkstätten, die Gäste des Sommerfestes… Ein derartiges Angebot kann auch in Zukunft zur Nachbegleitung der Gäste aufrecht erhalten werden.

Teilvirtuelle Lösungen – online einchecken, live erleben

Manch eine alte Maschine ist ein Abenteuer in der eigenen Erfahrung und weckt das Interesse auf mehr.

Teilvirtuelle Lösungen müssen vielmehr andere Kriterien zusätzlich erfüllen. Bietet man beispielsweise Hoferkundungen für Familien an, so muss sichergestellt werden, dass sich nicht gleichzeitig 5 Familien anmelden. Ein Terminbuchungstool muss. das automatisiert regeln können. Ausserdem sollten auf einfache Art und Weise Daten auf die Smartphones der Gäste übermittelt werden, die zur Beobachtung und Interaktion aufrufen. Actionbound beispielsweise ist eine App, mit der Stadtrallyes und Museumsbesuche interaktiv gestaltet werden können. Die Bedienbarkeit erscheint einfach. Sobald es jedoch um kostenpflichtige “Bounds” geht, entstehen Lizenzkosten je Abruf.

Quizfragen wecken den Wettbewerb. Eine Punktevergabe und einen Sieger zu Küren führt dazu, dass richtige und falsche Antworten erstellt werden müssen. Die Familie wird über den Hof “getrieben” beim Kampf um den Sieg. Das wiederum garantiert die Einhaltung des vorgegebenen Zeitfensters, da es an den gelernten und bekannte Wettbewerbstrieb anknüpft.

Während viele Softwareentwickler im E-learning auf Wissensvermittlung und Fachinhalte setzen, geht es beim Erfahrungsfeld Bauernhof um die persönliche, sinnfördernde Begegnung. Wissensvermittler müssen daher erst Wissen einpflegen in derartige E-learning Plattformen. Fragen stellen, die die eigene Wahrnehmung stärken, ist hingegen nicht an ein Richtig oder Falsch gebunden und weckt damit keinen Gruppeninternen Wettbewerb, der leicht dazu führen kann, dass Gruppen aus dem Rahmen laufen.

Was passiert, wenn wir die Gäste um ihre Aufmerksamkeit bitten, wenn wir fragen stellen, die zur Beantwortung die unmittelbare Wahrnehmungsfähigkeit des Gastes benötigen? Kreieren wir eine Rute entlang von 10-15 markanten Punkten auf dem Hof. Jeweils der nächste Punkt ist vom vorherigen erkennbar. Und dann erzeugen wir an jedem dieser Punkte ein eigenes Fragenset zur Reflektion:

Dafür benötigen wir:

Fazit und Ausblick

Es erscheint uns durchaus möglich, eigenverantwortliche Selbsterkundungen durch Onlinebuchung zu ermöglichen. Derartige Angebote können mit einfachen Mitteln erstellt werden. Wissensvermittlung wird sich hierbei schwerer tun, als Erfahrungslernen. Die Angebote sollten so bedacht werden, dass sie auch nach Corona weiter bestehen können und den Betrieb nicht stören. Teilvirtuelle schlägt Virtuell.

Wenn du Unterstützung brauchst, um deine Teilvirtuelle-Bauernhoftour zu erstellen, frag uns an, wir helfen dir dabei.

Eine Unterstützung für dich in der eigenen Entwicklung solcher Begegnungssituationen und noch viel mehr, gibt es mit dem Online-Kurs zum Erfahrungsfeld Bauernhof Begleiter. Dort wirst du durch verschiedene Übungen, die auch im kleinen Rahmen möglich sind, an das evokatorische Führen herangeführt. Hier kannst du dich dazu anmelden

Als wir in unseren vergangenen “Connect & Create” – Meetings (CC) mit Bauernhofpädagogen die Sorgen und Fragen besprochen haben, sind weitere Ideen entstanden. Wann das nächste, kostenlose CC stattfindet, erfährst du hier.