Vorab: Es ist unbedingt notwendig, dass die Kluft zwischen Verbraucher und Erzeuger kleiner statt größer wird. Dazu ist ein Weg die Öffnung der Erzeugerbetriebe, um mit hoher Transparenz Verständnis zu wecken und zu fördern.
Seit über zehn Jahren unterstützen wir Betriebe in dieser Arbeit und helfen dabei, Begegnungen zu erzeugen, die nachhaltige Erinnerungen erzeugen. Dabei beobachten wir, wie sich andere darstellen und welche Angebote durchgeführt werden.
Die Pandemie hat in den Social Media Kanälen (vorallem Instagram) die Darstellung und Beobachtung der Entwicklungen vereinfacht. Zusammenfassend konnte ich dort folgendes feststellen:
- Agrarfluencerinnen wie @marie.vom.tiggeshof oder @maren.opunkt, @deichdeern und viele andere haben tausende von Followern, die den sehr persönlichen Schilderungen des Hofalltags mit Begeisterung und Anteilnahme folgen.
- Sie agieren dabei auch zunehmend miteinander zum Beispiel auch in Live-Schaltungen
- Immer wieder wird das emotionale Auf und Ab deutlich: Positive Erlebnisse mit den Tieren und Menschen wechseln mit Kälbertod, Katzenplage und wirtschaftlichen Zwängen.
- Viele Bäuerinnen und Bauern habe eigene Accounts und beginnen dort mit der Darstellung ihrer Angebote. Wer länger dabei ist, wandelt den Account zunehmend in Richtung persönliche Erfahrungsgeschichten.
- Dabei werdenhäufig Fragen gestellt im Kontext der eigenen Erfahrungen bei der Arbeit oder der persönlichen Erfahrung mit eigenen Entwicklungsprozessen.
Mir wird zunehmend deutlich, dass in diesem Social-Media Dialog die andere Seite fehlt. Natürlich gehen die Impulse von den Höfen aus. Aber sollten wir nich auf das Fundament der anderen Seite achten, auf das wir die Brücke st<tzen wollen? Was bedeutet das konkret?
Meiner Ansicht nach müssen wir uns noch deutlich stärker für die andere Welt der Lehrer und Eltern interessieren. Wir müssen ernsthaft nachfragen, was deren wesentliche Herausforderungen sind und welche Lösungsansätze sie andenken. Wir können nur dann gemeinsam an der Brücke bauen, wenn auch aus ihrer Welt Schritte auf uns zu gemacht werden. Dazu braucht es auch unsere Neugierde im positiven Sinn.
- Welche pädagogischen Ziele hat eine Lehrkraft für ihre Kinder?
- Wie entwickelt sie Bewertungskriterien für die Zukunft?
- Welche Ansprüche haben Eltern an Sozialverhalten und Bildungsniveau ihrer Kinder?
- Was bedeutet Familie für Eltern und was soll sie in Zukunft für die Kinder bedeuten?
- Welche Lernkompetenzen sollen wachsen?
- Was wollen Erwachsene heutzutage lernen?
Diese – und viele weitere Fragen – sollten wir zukünftig an Andere stellen. Dabei gilt es aber, diese Fragen nicht beantworten zu wollen, sondern ihre Herkunft und ihre Zielsetzungen zu verstehen. Es geht auch nicht darum, dass wir professionelle Pädagogen werden oder eine Elternschule gründen. Vielmehr geht es darum, durch echtes Interesse die Kräfte im Anderen zu wecken, die es braucht, um Beziehung aufzunehmen. Alles Andere wird sich von selbst ergeben.
Lasst uns der anderen Seite die Hand reichen – wer immer sie auch ist. Und lasst uns zuhören, Interesse wecken und Innehalten, damit gemeinsame Impulse zum Brückenbau entstehen können.