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Transparenz Schaffen – von der Ladentheke zum Erzeuger

Ich war eingeladen zu einem Workshop und Vortrag bei der Initiative “Transparenz schaffen”. Es ging um die Vorstellung der Methodik des Erfahrungsfeld-Bauernhof. Am vortag hörte ich gespannt dem Vortrag mit dem Thema “Gebt den Kindern die Wiese zurück”. Was in ihm gefordert war, der Mut, den Kindern auch Langeweile zuzumuten und die Selbstwirksamkeitskräfte entstehen zu lassen, traf so wundervoll, was das Erfahrungsfeld macht. So konnten wir am nächsten Tag auf dem Kartoffelhof Paguhl eigene Entdeckungen machen.

Der Hof ist sehr weitläufig und groß. Mehrere Hallen, ein langgezogenes Wohnhaus auf der einen Seite und der alte Schweinestall und der Bullenstall auf der anderen Seite. Nach dem ankündigenden Telefonat und einer kurzen Rücksprache mit dem Betriebsleiter hieß es, wir können fast überall hin gehen und uns umsehen. Also begannen wir am alten Schweinestall mit den Mauerbienen, die sich in den Lehm der Ziegelmauer ihre Nester gefressen hatten. Und einmal angefangen an einer Stelle ins Detail zu gehen, begann die Reise. Was wird wohl hinter der Türe sein? Die Großen schienen im Vorteil – schließlich gab es darüber ein Fenster.

Dann die Überraschung: Hinter der einfachen Holztür tauchte eine Dämmung und eine Mauer auf. Das erhöhte natürlich die Frage: Was ist wirklich hinter der Tür. Und so wanderten wir durch eine andere Tür direkt in die Wurstküche. Abgepackte Wurstdosen und eine letzte, einsame Salami, die im Kühlhaus hing. Der Geruch umfing uns. Für die einen war er zu stark, für die anderen ein wohliges Ankommen …

Minutiös könnte man weiter beschreiben, was mit der Gruppe passierte – eines jedenfals wurde immer deutlicher: Wenn wir mehr Fragen und uns gegenseitig ermutigen, Fragen zu stellen und ihnen auch zu folgen, dann gelingt ein experimentierendes Lernen. Und immer zeigt sich in den Führungen: Wir werden wacher und aufmerksamer und entdecken unsere eigene Selbstwirksamkeit.

Die Reise ging dann auch zu den Saatkartoffeln und über den Lehrling zum Meister an die Kartoffelsortierung. Die vielen angestauten Fragen entluden sich nun. Und die kurzen Erklärungen des Meisters fielen auf einen sehr aufnahmefähigen und fruchtbaren Interessensboden.

“Wenn Du mit einer Frage kommst und mit 10 Fragen gehst, dann waren wir erfolgreich” lautet einer unserer Leitsprüche. Gemeint ist dabei: Vertiefe deine Fragestellung beim Gang über den Hof.

Wie ein Geschenk des Himmels ergab sich am Ende auf der Rückfahrt der Blick auf die Felder des Nachbarn. Dort konnten wir beobachten, welche Maschinen zum Pflanzen eingesetzt wurden und der Kartoffelkreislauf hatte sich uns ohne pädagogisches Konzept im Lernflow erschlossen. Selbst die Frage, was Schweine mit Kartoffeln zu tun haben, wurde an verschiedenen Stellen aufgegriffen und verknüpfte sich zu jenen Futterverwertern, die die aussortierten Kartoffeln sinnvoll verwursten. …

Beim Erläutern des Hintergrundes sind mir drei Begriffe aufgefallen:

Lehren, Lernen, Transparenz

Bei der Transparenz geht es um etwas Durchscheinendes – ist es das, was wir lernen können?

Benötigt Lernen das Lehren? Wenn ja, warum?